Meine Zeit als Volontär im ENP

Als ich die Dokumentation "Love and Bananas" ansah, wurde ich erstmals mit den grausamen Szenen der Elefantenausbeutung in der Tourismusbranche konfrontiert. Mir war bewusst, das Elefantenreiten, Zoos und Zirkusse nicht artgerecht sind, doch das Ausmaß des Misshandels und Missbrauchs dieser Tiere war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst und vor allem nicht so lebhaft vor Augen.

Durch die Dokumentation wurde ich erstmals auf den Elephant Nature Park aufmerksam und im Mai 2023 war es dann endlich soweit:

Ich flog nach Chiang Mai, um Teil des Freiwilligen Programms im Elephant Nature Park zu werden.

Zwei Wochen lang half ich bei der täglichen Arbeit im ENP und beobachtete Elefanten bei natürlichen Aktivitäten wie dem Essen oder Baden im Fluss.

Unter der Anleitung erfahrener Mahouts und Mitarbeiter war ich mit anderen Freiwilligen an verschiedenen Aufgaben im Park beteiligt.

Hauptaufgaben waren das Entladen von Lastwagen, die meistens mit Wassermelonen, Bananen oder Mangos gefüllt waren. Da Elefanten bis zu 350 kg am Tag fressen, gab es eine Menge Obst- und Gemüselieferungen. Das Schneiden von Bananenstauden, das Waschen von Gurken oder das Schälen von Mangos gehörte ebenfalls zu unserer täglichen Arbeit.

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Eine weitere Aufgabe war das Fällen von Bananenstauden. Dafür fuhren wir zu einer Bananenplantage und schnitten mit Macheten die reifen Bananenstämme. Diese Aufgabe war unglaublich anstrengend, da wir stundenlang auf dem Feld in der Sonne arbeiteten, aber für mich persönlich hat sie auch am meisten Spaß gemacht.

Auch reinigten wir die Wasserbottiche und waren zuständig für das Ausmisten der Gehege. Die Elefanten konnten tagsüber frei im Park herumlaufen, wurden aber nachts aus Sicherheitsgründen in geschlossene Gehege gebracht.

Neben der direkten Elefantenpflege, wie der Zubereitung des Futters, halfen wir auch bei handwerklichen Arbeiten mit. Da die Regenzeit in Thailand bevorstand, bauten wir einen Damm neben dem Fluss, um den Park vor starken Überschwemmungen zu schützen.

Es hat mir enorm viel Spaß gemacht, zusammen mit den anderen an diesen Aufgaben zu arbeiten.

Was mich vor Ort positiv überrascht hat, waren die verschiedenen Tiere, die im Park aufgenommen wurden. Neben geretteten Pferden, Wasserbüffeln und Schweinen wurden auch über 2.000 Katzen und 700 Hunde von der Straße, illegalen Fleischmärkten oder den schweren Überschwemmungen in Bangkok gerettet. Einige der Hunde sind aufgrund von Autounfällen körperlich beeinträchtigt und können nur mit Hilfe eines Rollstuhls laufen.

In unserer Freizeit gingen wir mit ihnen spazieren oder saßen zusammen mit ihnen im Gras. Viele dieser Hunde waren anfangs aufgrund ihrer traumatischen Vergangenheit äußerst ängstlich, aber im Laufe der Zeit wurden sie zutraulicher und freuten sich sichtlich über unsere Zuneigung. (Einige der Hunde sind auch frei zur Adoption und suchen noch ein Für-Immer-Zuhause.)

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Angesichts der Vielfalt der Tiere, die im Park leben, schätze ich die ethische Konsequenz des ENP’s sehr. Sowohl für die Mitarbeiter als auch für uns Volontäre wurde ausschließlich veganes Essen zubereitet, das unglaublich gut geschmeckt hat.

Als Freiwillige hatte ich die Gelegenheit, die Elefanten aus nächster Nähe zu beobachten und ihr natürliches Verhalten zu beobachten. Während meiner Zeit im Park führte uns Darrick durch den Park und stellte uns die Elefanten vor. Er erzählte uns von ihrer tragischen Lebensgeschichte, ihrem Sozialverhalten und ihren Beziehungen zueinander.

Das Treffen mit MoLoh und Baby LekLek, den neu geretteten Elefanten, war besonders emotional, da die Mutter immer noch unter ihrer traumatischen Vergangenheit litt. Dies war deutlich sichtbar, da sie ständig von einer Seite zur anderen schwankte, was ein klares Zeichen für mentalen Stress ist.

Es war interessant, die unterschiedlichen Lebensgeschichten der Elefanten kennenzulernen und ihren individuellen Heilungsprozess zu beobachten.

Ein weiterer magischer Moment war, als ich Darrick dabei beobachtete, wie er mit KhamLa, einer wunderschönen Elefantendame, interagierte. Sie drückte Darrick sanft zwischen ihre Vorderbeine und wickelte ihren Rüssel um seinen Arm. Diese Gesten drücken ihre Zuneigung zu ihm aus und symbolisieren seine Akzeptanz in ihrer Herde. Das Beobachten dieser einzigartigen Freundschaft machte mich auf die emotionale Intelligenz der Elefanten aufmerksam und war definitiv eines meiner Highlights.

Ein weiteres Highlight meiner Zeit im ENP war natürlich das Treffen mit Lek.

Ich lernte nicht nur über das Sozialverhalten und die Ernährung der Elefanten, sondern erlang auch Wissen über die Arbeit einer anerkannten und renommierten Tierschutzaktivistin. Das war beeindruckend!

Ich bewundere Leks respektvollen Ansatz, Veränderungen zu bewirken.

Sie dient als Vorbild für verantwortungsbewussten und ethischen Tourismus. Durch Lek haben schon viele Elefantencamps, die einst Reiten oder Shows anboten, ihre Philosophie geändert und ihr Geschäft in ethische Sanctuaries umgewandelt. Mit Respekt nähert sich Lek diesen Menschen, bildet sie aus und bietet ihnen Hilfe und finanzielle Unterstützung an, um eine Veränderung herbeizuführen.

Während meines Aufenthalts im ENP fanden die Thailändische Wahlen statt und Lek erklärte mir einiges über die politische Lage Thailands, die Veränderungen, die sich mit der neuen Regierung ergeben werden, und welche Ziele sie als nächstes verfolgt. Dabei wurde mir bewusst, wie nachhaltig die Arbeit im ENP und der Save the Elephant Foundation ist.

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Leks unermüdliches politisches Engagement trägt dazu bei, das Gesetze geändert oder neu eingeführt werden, die langfristig den Elefantenschutz gewährleisten sollen. Auch wenn der Anfang bereits gesetzt ist und sich in den letzen Jahren bereits vieles geändert hat, so muss noch einiges passieren, vor allem im Bewusstsein der Menschen, bevor Elefanten mit Respekt behandelt und in Frieden leben können.

Ein weiterer unvergesslicher Moment im ENP, war bei der Ankunft des neuen Elefanten SoPa’s dabei zu sein.

Zu sehen, wieviele Menschen an einer Rettungsaktion beteiligt sind und wie ein so grosses Tier vom Transporter geladen wird, war unglaublich.

Das Tolle an der Freiwilligenarbeit im ENP war auch, dass ich andere Freiwillige aus der ganzen Welt treffen konnte.

Wir verbrachten viel Zeit zusammen, spielten Spiele, gingen im Fluss schwimmen oder beobachteten zusammen die Elefanten bei ihren natürlichen Aktivitäten. In dieser kurzen Zeit wurden wir zur Familie und stehen auch nach dem Freiwilligenprojekt noch in Kontakt.

Auch verbrachten wir Zeit mit den Einheimischen, die interessante Geschichten zu erzählen hatten und uns die thailändische Kultur näherbrachten. Diese Verbindungen und Begegnungen haben zweifellos meiner Reise einen erheblichen Mehrwert verliehen!

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Meine Zeit im ENP hat mich und mein Verständnis von unserer Umwelt und Umweltschutz nachhaltig geprägt. Lek und Darrick zu treffen war eine Ehre!

Nach einem Leben voller Missbrauch, Schmerz und Ausbeutung erfahren diese Elefanten endlich Freiheit und Liebe. Zu sehen, wie sie miteinander interagieren, im Fluss baden, essen und ihre neu gewonnene Freiheit genießen, war wirklich ein Geschenk.

Danke an das wunderbare Team im Elephant Nature Park, dass ich eure Elefanten kennen- und lieben lernen durfte.

Es war eine unvergessliche Lernerfahrung, für die ich sehr dankbar bin.

Auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen!

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