Im Busch ist ein High-Tech-Krieg entbrannt

ELEFANTENJAGD IN AFRIKA

VON PHILIP PLICKERT, THILO THIELKE

erschienen: F.A.Z. digital am 06.01.2019

Wilderer töten jedes Jahr Tausende Dickhäuter in Afrika und verkaufen die Stoßzähne vor allem nach Asien. Ein Handelsverbot in China sollte die Elefanten-Massaker stoppen. Doch davon kann keine Rede sein.

Die Bilder gibt es hundertfach: Blutige Elefantenkadaver liegen in der Savanne Afrikas. Die Stoßzähne fehlen, sie wurden abgesägt. Manchmal sind es einzelne Tiere, oft ganze Herden, die von Wilderern abgeknallt werden. Die illegalen Jäger kommen in Gruppen, manchmal sogar im Hubschrauber. Bewaffnet sind sie mit Kalaschnikow-Schnellfeuergewehren. Viele Parkranger dagegen, die zum Schutz der Tiere abgestellt sind, fahren in klapprigen Jeeps durch die Gegend. Es ist ein ungleicher Kampf. Und ein Multimilliardengeschäft für die Wilderer und Schmugglermafia. Rohelfenbein wird auf dem Schwarzmarkt für 1000 Dollar und mehr je Kilo gehandelt, ein großer Stoßzahn kann also 50.000 Dollar oder mehr einbringen.

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Asiatische Nachfrage ist ungebrochen

„Die Märkte in Asien sind voller Elfenbein“, sagt der Artenschützer Karl Ammann. Das Handelsverbot für Elfenbein in China sei leicht zu umgehen. Der Schweizer Ammann lebt seit Beginn der achtziger Jahre in Nanyuki, am Mount Kenya. Früher war er einmal Hotelier, dann Naturfotograf, der Bildbände über Gorillas, Giraffen und Geparden veröffentlicht hat – doch irgendwann ließ ihn das Schicksal der sterbenden afrikanischen Tierwelt nicht mehr los. Seitdem klappert der inzwischen 70-Jährige die Märkte entlang der chinesischen Grenze, in Burma, Laos oder Vietnam, ab und dokumentiert dort den hemmungslosen Handel mit vom Aussterben bedrohten Tierarten. Gerade erst ist er von einer Reise aus Südostasien zurückgekehrt. „Elfenbein findet sich immer noch in rauhen Mengen“, sagt er, „wenn die Chinesen zu Hause nichts mehr kaufen dürfen, besorgen sie es sich eben in den Nachbarländern.“

Gerade erst haben kambodschanische Zöllner 1026 Elefantenstoßzähne im Gewicht von mehr als 3,2 Tonnen im Hafen von Phnom Penh in einem Container beschlagnahmt – es war der größte Elfenbeinfund in der Geschichte des Landes. Die Stoßzähne stammen aus Moçambique. Auf dem Schwarzmarkt sind sie Millionen Dollar wert. Weil Thailand und China härter gegen Schmuggler vorgehen, sind viele auf Kambodscha ausgewichen. „In Hongkong, Japan oder Singapur darf weiterhin mit Elfenbein gehandelt werden“, beklagt Heike Henderson vom Münchner Verein Future for Elephants. Allerdings sollen die asiatischen Schwarzmarktpreise für Rohelfenbein und Figuren etwas gefallen sein, seit Peking den Daumen gesenkt hat.

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Regierungen gehen gegen Wilderer vor

In Afrika versuchen Regierungen und Tierschützer derweil verstärkt, den Wilderern das Handwerk zu legen. Schon in den achtziger Jahren erkannte Kenias damaliger Präsident Daniel arap Moi den Ernst der Lage für das in hohem Maße von den Tourismuseinnahmen abhängige Safariland. 1989, als nur noch rund 19.000 Tiere die berühmten Schutzgebiete Amboseli, Masai Mara oder Tsavo bevölkerten, ernannte er Richard Leakey zum Chef des „Kenya Wildlife Service“. Und Leakey räumte auf, ließ seine Ranger wie Soldaten drillen und gnadenlos Jagd auf die Elefantenschlächter machen. Er hatte Erfolg: Schnell stieg die kenianische Elefantenpopulation wieder auf bis zu 29.000 Tiere an. Der Erfolg hielt, bis die Chinesen kamen.

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„Die Wilderer von heute kommen mit Nachtsichtgeräten und Hubschraubern, sie benutzen GPS und Satellitentelefone“, sagt Douglas-Hamilton. Er macht im afrikanischen Busch mittlerweile einen „regelrechten Hightech-Krieg“ aus. Der ist nicht nur für die Elefanten tödlich, sondern auch für die Tierschützer: Seit dem Jahr 2010 sollen nach Angaben der britischen Organisation Global Witness mehr als 1000 Parkwächter und Umweltaktivisten von Wilderern ermordet worden sein. In Frühjahr 2018 wurde der bekannte amerikanische Tierschützer Desmond Bradley Martin in seinem Haus außerhalb Nairobis erstochen.

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Die digitale F.A.Z.

Philip Plickert
Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Der Volkswirt“.

Thilo Thielke
Berichterstatter für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

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